Wie man auf einen Gletscher trampt

IMG_2060In Ungarn entschied ich mich dagegen nochmal zurück nach Kroatien zu fahren. Einer der Gründe dafür war, dass ich gerne zur Mittsommernachtswende in Dänemark und Schweden sein wollte. Leider verpasste ich das Fest in Schweden um einen Tag, aber in Kopenhagen konnte ich bei Lagerfeuer und Musik im Hafen die längsten Tage des Jahres feiern. Obwohl ich keinen Couchsurfer fand und eine Nacht in der Universität verbrachte, ist Kopenhagen eine wirklich tolle Stadt. Doch ich wollte noch weiter nördlich und so kam ich per Anhalter nach zwei Tagen in Schweden in Oslo in Norwegen an.
Ich fand die Frage „Wo ist es am Schönsten?“ eigentlich immer unmöglich zu beantworten. Besser fand ich „Wo würdest du nochmal hingehen?“. Aber als ich die ersten zwei Tage in Norwegen verbracht habe, muss ich schon sagen, dass Norwegen ziemlich nah rankommt an den schönsten Ort. Das Land ist einfach vollgestopft mit wunderschöner Landschaft. Selbst wenn man in der Hauptstadt auf dem Dach des Konzerthauses steht, kann man sich einmal im Kreis sehen und hat entweder einen Blick auf den Fjord oder auf den Wald, der sich direkt an die Stadt anschließt. Das alles ist natürlich nichts gegen die Fjorde und Berge im Westen oder die Inselgruppe der Lofoten im Norden. Und das Tolle ist tatsächlich, wie viel Platz total unberührt ist, obwohl so viele schöne Punkte durch Straßen erschlossen sind.
Allgemein ist Norwegen ein perfektes Land für einen Roadtrip. Selbst die „Highways“ erlauben nur 80 km/h und so fährt man eher gemächlich auf einspurigen Wegen mitten durch die Natur und wenn man Glück hat, sieht man in den Abendstunden ein paar Elche oder Rehe auf den Straßen stehen. Das kann aber auch blöd laufen. Immerhin wiegt so ein Elch bis zu 600 kg, so viel wie ein Pferd. Und das meiste davon ist im Oberkörper. Trifft man also frontal auf einen Elch, fällt der durch die Windschutzscheibe. So sterben jedes Jahr mehrere Menschen auf den Straßen.
An dieser Stelle noch ein paar Worte zu der Elektromobilitätspolitik in Norwegen. Nicht nur sind Autos von Tesla und Co von der Steuer befreit, auch der Strom ist kostenlos und in vielen Städten gibt es extra Spuren und kostenlose Parkplätze. Da Norwegen nun auch kein armes Land ist, sieht man auf den Straßen andauernd Teslas herumfahren.
Extrem cool ist im Sommer definitiv die Mitternachtssonne. Es ist zwar eigentlich nur ein kleines Detail, dass die Sonne eben nicht mehr untergeht, aber es verändert eigentlich alles. Wenn es um Mitternacht so hell ist, wie in Berlin um sechs, dann bedeutet das auch, dass es keine zeitlichen Begrenzungen fürs Trampen oder Wandern gibt. Und für einen Sonnenuntergang musste ich oft bis halb eins warten. Dafür ging dieser dann nach zwei Stunden auch direkt in den Sonnenaufgang über. Auch sehr lustig war, als ich gemerkt habe, wie sehr mein Gehirn an den Sonnenverlauf bei uns gewöhnt ist. Denn anstand nach unten zu wandern, bewegt sich die Sonne im Norden eher horizontal. Das macht es beinahe unmöglich richtig einzuschätzen, an welchem Punkt sie den Horizont berühren wird. Das Kindergedicht „…im Norden ist sie nie zu sehen“ verliert hier um Mitternacht rum seine Gültigkeit.

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Für meine gesamte Zeit in Skandinavien hatte ich mir vorgenommen nur zu Trampen. Das war eine wunderbare Entscheidung und ich lernte so viele tolle Menschen dadurch kennen. Neben vier Norwegern, die mich im Wohnmobil für eine Nacht mit auf 1500 Metern brachten und mir ein Fahrrad zum Runterfahren gaben, ist es vor allem Ben, eine dieser tollen Begegnungen. Ich traf Ben nachdem ich schon aufgegeben hatte noch von jemandem mitgenommen zu werden. Doch Ben und ich hatten die gleiche Route und schlussendlich verbrachten wir beinahe zwei Wochen zusammen und ich entschied mich sogar gegen eine Reise ans Nordkap. Ben ist ein erfahrener Scout und Bergsteiger und reist für 100 Tage durch Island, Norwegen und Schweden. Von all seinem Wissen profitierte ich sehr. So lernte ich bereits am ersten Abend, wie man mit Axt und Säge leicht ein Feuer machen kann (und ja, wegen ihm habe ich mir dann tatsächlich ein Messer und eine Säge gekauft).

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Gemeinsam mit ihm unternahm ich zwei Wanderungen auf den Lofoten im Norden Norwegens. Obwohl die Berge nur 400 bis 800 Meter hoch sind, geht man bei einem Aufstieg durch alle verschiedenen Vegetationsstadien. Von hohem Farn bis hin zu 3 Meter hohen Schneewehen und Gletschern. So wurde eine Strecke, für die wir 4 Stunden angesetzt hatten, mit 8 Stunden bis 23 Uhr eine der gefährlichsten Wanderungen, die wir beide je gemacht haben.
Für die letzten zwei Wochen hatte ich mich mit Paul in Oslo verabredet. Plan war die erste Woche Richtung Bergen zu Trampen und die zweite Woche von Nordschweden runter nach Stockholm zu Trampen. Wie das mit solchen Reiseplänen ist, kommt alles anders. Gleich am ersten Tag fuhren wir in die Berge, um dort statt in der Nähe von Oslo zu Wandern. Ein Norweger, der uns mitgenommen hatte, wollte, dass wir bessere Erfahrungen machen als nur im Wald zu trampen. Und es war wirklich unglaublich. Nicht nur hatte er eine schöne selbst gebaute Holzhütte, sondern als uns abends die Streichhölzer ausgingen, sahen wir einen magischen Sonnenuntergang auf dem Weg zu nahen Hütten, damit wir unser Feuerholz auch nutzen konnten.
Witzigerweise fiel das Trampen Paul und mir noch leichter als mein Trip alleine und gerade in Norwegen kamen wir fast jeden Abend an einen wunderbaren Schlafplatz. Sei es ein Holztipi mit Fjordblick oder ein Campingplatz an einem Fluss.
Schweden war etwas schwerer, insbesondere auch, weil junge Leute hier Raggersvängen. Dabei fahren Teenager mit geschwindkeitsbegrenzten amerikanischen Autos durch die Stadt. Mit weniger als 20 km/h. Wenn wir dann beim Trampen zum vierten Mal die gleichen Autos sahen, wurden wir doch etwas wehmütig. Allerdings waren so viele Menschen hier extrem freundlich und gastfreudig und uns wurde mehrmals ein Dach für die Nacht angeboten. Zwei Schwedinnen fuhren uns sogar nur zum Spaß Richtung Stockholm, nur um dann wieder umzukehren.
In Stockholm war ich das letzte Mal 2010 und schon damals hat diese Stadt es mir sehr angetan. Seit damals hat sich mit Ausnahme der Mode auf der Straße nicht viel verändert und es ist immer noch eine großartige Stadt. Insbesondere in der Altstadt Gamlastan könnte ich ewig in den Cafés und Bars sitzen und heiße Schokolade oder Bier aus den unterschiedlichsten Gefäßen trinken. Und die Museen mit ihren kostenlosen Touren sind wunderbar.
Ach, Skandinavien, wann sehen wir uns wieder?

Nicht graue, sondern wunderschöne Landschaften


Lasst es mich zu Anfang kurz machen. Nicht nur Kroatien hat mich mehr als überzeugt, sondern auch die anderen osteuropäischen Länder meiner Reise waren den Besuch mehr als wert.
Es mag daran liegen, dass diese Länder anders als Spanien oder Italien kaum als Reiseländer bei uns beworben werden und die Erwartungen daher eher niedrig gesteckt sind. Für mich lag es aber eher an den wunderschönen, vielseitigen Landschaften. Den netten Menschen, die mich so bereitwillig aufgenommen haben und mich immer wieder unterstützten. Beispielsweise der Kajakguide an der Grenze zwischen der Slowakei und Polen, der mir nach zwei Stunden Fahrt die Hälfte vom Preis erlassen hat. Einfach nur, weil er auch Spaß dabei hatte.
Aber ich greife etwas vor.
Nach meinem Segelturn in Kroatien, traf ich Hannah in Budapest. Die Zugfahrt dahin war zwar nicht sehr aufregend, aber um so chaotischer. Da nur ein Waggon tatsächlich bis nach Budapest fuhr und immer wieder an andere Züge angekoppelt wurde, sodass wir zwischendurch eine Stunde auf eine Lok warten mussten. Aber dafür hatte der Zug Wlan in der zweiten Klasse. Bei solchen Dingen oder auch, wenn man in Polen im Zug von Krakau nach Warschau ebenfalls in der zweiten Klasse einen kostenloses Snack und ein kostenloses Wasser bekommt.
Aber ich schweife ab.

Budapest ist eine klasse Stadt. Pubs und Restaurants in Häuserruinen. Ein Springbrunnen, der abends mit farbiger Beleuchtung zu Musik Tänze aufführt. Und vor allen Dingen vergleichsweise sehr billige Preise. Ist auf jeden Fall eine Reise wert. Ansonsten spielte ich noch eine Runde Pubquiz auf ungarisch in Fünfkirchen und fuhr einen Tag Kajak auf einem sehr ruhigen Fluss in Nordostungarn, bevor ich für ein Wochenende nach Poprad in die Slowakei fuhr.

Es gibt diese Orte, an denen auf einem Fleck alles konzentriert vorzukommen scheint. Die Gegend um Poprad rum, das Tatra-Gebirge zwischen Polen und der Slowakei, ist so ein Ort. Hier gibt es neben den wunderbaren Gipfeln mit entsprechenden Kletter- und Wanderrouten bis auf über 2000 Metern, Tropfstein- und Eishöhlen sowie Bären. Wenn man nur etwas weiterfährt kann man im anscheinend längsten Canyon Europas (vielleicht gibt es den Rekord auch nur, weil es für diese Länge noch ein Canyonmaßband gab) Wassersport betreiben. Und all das sieht auch noch wunderschön aus. Besonders spektakulär war für mich die zweite Wanderung im Gebirge, als ich unter freiem Himmel nur von den Sternen bedeckt auf 2000 Metern eine Nacht verbrachte und am Morgen die ersten Wanderer grüßend wieder abstieg.
Nach der bereits erwähnten Kajaktour und einem polnischen Räucherkäse (den ich zuerst für ein gefülltes Brötchen hielt) wollte ich eine weitere Nacht auf einem Miniberg in Polen verbringen. Trotz der Schwüle meinte der Kajakguide, dass der Wetterbericht nur Wolken anzeigen sollte. Daher beschloss ich die zwei Stunden Aufstieg auf mich zu nehmen. Als ich dann aber oben auf der Gipfelplattform aus Eisen mein Abendessen zubereite und es von dort im 50 Kilometer entfernten Tatra-Gebirge blitzen sah, wurde mir etwas mulmig. Zwar wurde es langsam zu dunkel für einen Abstieg durch den Wald, aber etwas weiter unten konnte ich mein Zelt doch an einer besseren Stelle aufschlagen. Die nächsten 45 Minuten, die es so aussah, als ob das Gewitter von allen Seiten auf diesen einen Berg zuhalten würde, verbrachte ich in Hocke auf meiner Isomatte vor dem Zelt. Doch gerade als ich schon mit dem Schlimmsten rechnete, verschwanden die Wolken in alle Richtungen und hinterließen einen sternenklaren Himmel. Was war ich froh am nächsten Morgen durch den Nebel das Sonnenlicht zu sehen.
Wie bereits Budapest, bestach auch Krakau durch seine Altstadt und den unglaublich guten Barbier, bei dem ich mir meinen ersten anständigen Haarschnitt seit Beginn der Reise holte, bevor es weiter nach Warschau ging.
Dazwischen besuchte ich die Gedenkstätten rund um das ehemalige KZ Auschwitz. Das war mit Abstand der bewegendste Besuch meiner ganzen Reise. An einem solchen Ort tatsächlich zu stehen und ihn mit eigenen Augen zu sehen, verdeutlicht die Schrecken der Nazi-Herrschaft und macht klar, dass wir alle unser Möglichstes tun sollten, dass so etwas nicht noch einmal geschieht. Etwas schade fand ich es daher auch, dass unser Guide das schöne Symbolbild von zwei indischen Kindern zerstörte, die friedlich auf den Bahngleisen spielten.
Die problematische Geschichte Polens wurde mir auch in Warschau von meinem Gastgeber näher gebracht, der sich mehrmals darüber Beklagte wie stark die polnische Kultur und Wirtschaft dich unter der Herrschaft der Nazis und der Roten Armee gelitten habe.
Ich muss gestehen, dass ich mir von Warschau nicht besonders viel angesehen habe. Eigentlich habe ich die Zeit in der Stadt größtenteils damit verbracht mit einem gemieteten Segway durch die Gegend zu cruisen. Und das hat unglaublich großen Spaß gemacht.
Von Warschau aus fuhr ich mit einer sehr netten Mitfahrgelegenheit nach Berlin, um hier ein paar Dinge zu erledigen und Impfungen zu bekommen. Doch zunächst fuhren Hannah und ich noch nach Stettin. Die ersten paar Stunden mit dem Fahrrad und nach einem geplatzten Reifen und einer kurzen Transaktion dann mit dem Bus. Zum Abschluss eines gelungen Tages verbrachten wir im Berliner Umland eine Nacht im Zelt. Und wie bereits meine gesamte Zeit in Osteuropa, so brachte es dieser Tag doch noch einmal auf den Punkt: Du musst nicht weit reisen, um Neues zu sehen.

Segeln in Kroatien: Wer sich nicht festhält, fällt von Bord


Eine Freundin fragte mich nach meinen Artikeln zum Surfen und Wandern, was ich mir noch für Fähigkeiten auf der Reise aneignen wolle. Nun muss ich zugeben, dass ich insbesondere beim Surfen nicht behaupten würde, mir diese Fähigkeit angeeignet zu haben. Eher habe ich meine Nase für einen kurzen Moment hineingesteckt. In diesem Sinne kann ich wohl auch davon sprechen meine Nase ins Segeln gesteckt zu haben.
Über Couchsurfing bekam ich die Möglichkeit an der kroatischen Küste für einige Tage Couchsailing zu betreiben. Wer nicht weiß, was Couchsurfing ist, schaut hier. Von Couchsailing hatte ich zuvor auch nie etwas gehört. Im Prinzip ist es nichts anderes als das Prinzip von Couchsurfing auf Segelboote ausgedehnt. Menschen, die segeln, bieten Plätze in ihrer Crew an. Je nachdem teilt man sich dann untereinander die Kosten und hilft bei anfallenden Arbeiten an Bord. In meinem Fall kamen die Kosten auf knapp 20€ am Tag.
Klar, für das Geld hätte ich keinen Segelturn in Kroatien machen können. Schon gar nicht für mehrere Tage. Der billigste, den ich damals gesehen hatte, kostete 80€ aber nur für drei Stunden. Das viel bessere ist aber, dass ich so viel näher dran sein konnte. Ich konnte beim Segel aufstellen helfen oder meistens war es einer von uns der lenkte. Und kein Matrose, sondern ich und ein weiterer Couchsurfer sprangen im Hafen von Bord, um die Doga zu vertauen. Diese Möglichkeiten hätte ich auf keinem gekauften Trip haben können. Da geht es am Schluss ja oft doch nur darum Touristen mit ein bisschen Geschaukel zu zwei, drei tollen Schnappschüssen zu verhelfen.
Das Boot selbst war auch sehr beeindruckend. Der ältere Kapitän hatte es selbst gebaut und sich darauf auch selbst das Segeln beigebracht. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Irgendwie gibt es heute oft, zumindest in meinem Kopf, überall Wissensbarrieren. Wenn man etwas können will, dann muss man einen Workshop machen und braucht ein Zertifikat. Versteht mich nicht falsch, ich finde es gut und wichtig, dass wir in vielen Bereichen kontrollieren und festlegen, wann jemand Wissen erworben hat, in der Medizin zum Beispiel. Aber bei mir persönlich führt das manchmal dazu, dass ich zu viel Respekt aufbaue und vergesse, dass sich Wissen auch durch Ausprobieren und Machen erwerben lässt. Und Segeln ist ein gutes Beispiel dafür. Die ersten Segler hatte bestimmt keinen zweiwöchigen Kurs, in dem sie rausgefunden haben, dass ohne Wind das Schiff stehen bleibt.
Sonstige Erkenntnisse beim Segeln:
– Der Motor kommt öfter zum Einsatz als gedacht.
– Es muss nicht alles super geleckt aussehen, um top praktikabel zu sein.
– Wer an Bord nicht alles verstaut, muss das Abendessen vom Boden aufheben.
– In der Klospülung geht das Wasser an Bord zuerst aus.
Schaltet auch das nächste Mal wieder ein, wenn es heißt: Julian probiert eine Sportart aus und gibt dann seinen Senf dazu.

Kein Naturpark, dafür Unwetter und Segelturn in Kroatien


Es gibt einen Usecase, in dem ich mir ein Gerät wie Google Glass tatsächlich sehr sinnvoll vorstellen kann. Und zwar immer, wenn jemand von einem Ort erzählt, die passende Google Bildersuche dazu einzublenden. Ansonsten höre ich bei “Kroatien ist ja auch ziemlich schön” nämlich nur genau das. Mir dann die passenden Bilder auszudenken, dazu reicht meine Vorstellungskraft dann doch nicht.
Wer immer also noch nicht in Kroatien war, unterbricht an dieser Stelle bitte den Artikel und sucht in einem neuen Tab nach Bildern. Denn: “Kroatien ist echt schön.”
Vielleicht könnten wir aber einfach auch wieder damit anfangen, Urlaubsbilderalben zu zeigen, aber nicht auf Facebook.
Kroatien war das erste Land in Osteuropa, in das ich meinen Fuß setzen sollte und wie bereits erwähnt, hatte ich mir von diesem Teil unseres Kontinents kein genaues Bild gemacht. Und wie das so ist, wenn man keine Vorstellungen hat, wurden meine Erwartungen nur übertroffen.
Von Italien über Slowenien kommend verbrachte ich meine ersten paar Tage bei einem wunderbaren Host in Rijeka. Eine größere alte Industriehafenstadt, die, da an einem Berg gelegen, eine so kleine Innenstadt hat, dass sich diese in wenigen Minuten zu Fuß durchlaufen lässt.
Von dort aus trampte ich nach Zadar. Eine wunderschöne, aber kurvenreiche Autostraße direkt am Meer entlang, in dem ich sogar die Rücken von vier Delphine sehen konnte. Trampen geht hier übrigens meist unglaublich leicht. Von Zadar aus wollte ich eigentlich einige der nahen Naturparks anschauen fahren, aber nach zwei Stunden Busfahrt wurde mir mitgeteilt, dass der Bus zum Park nur unter der Wochen fahre und natürlich nicht am Sonntag.

Also alles wieder zurück. Zadar kann aber nicht nur mit seiner Altstadt, sondern vor allem mit den Kunstinstallationen am Hafen begeistern. Neben einem im Boden eingefassten Modell unseres Sonnensystems, das bei nachts leuchtet, ist es vor allem die Seeorgel. Ja! Ihr habt richtig gehört eine Seeorgel. Eine Orgel, die durch die Wellenbewegungen des Meeres gespielt wird. Das hereinkommende Wasser drückt Luft aus Rohren im Boden und verursacht so ständig neue Melodien. Das ganze klingt verdächtig nach Walgesängen und hört sich so an:

Nach Zadar fuhr ich wieder zurück nach Rijeka, denn bei Couchsurfing hatte ich einige Tage zuvor etwas unglaublich cooles gesehen. Und zwar bot dort ein Kroate tatsächlich an, dass jeder, der Lust hat, bei ihm auf seinem Segelboot couchsurfen und Teil der Crew werden konnte. Nachdem sich das schlechte Wetter gelegt hatte, fuhr ich gemeinsam mit ihm und zwei Amerikanern durch das Meer und hatte beim navigieren, schwimmen und kochen zwischen den Wellen sehr viel Spaß.
Damit neigte sich meine Zeit in Kroatien auch schon dem Ende zu und nach einer Nacht in Zagreb fuhr ich mit dem Zug nach Budapest.

Venedig: Stimmung ist alles

„Barcelona hat mich als Stadt etwas enttäuscht. Das lag vermutlich gerade an den Lobpreisungen, denen ich zuvor ausgesetzt war.
Nun gibt es außer Paris vermutlich keine Städte, die über Jahre und Jahrhunderte soviel Lob und Empfehlungen bekommen haben wir Rom und Venedig. Keine Städte, die so stark für ein Land stehen, das mit seinem ruhigen sonnigen Lebensstil für viele Urlaub schreit anstatt nur ausstrahlt. Genug Lob demnach, um bei meinem Besuch in sich zusammen zu fallen.
Das Gegenteil war der Fall. Rom und Venedig haben alles gehalten, was man sich von ihnen erwünscht und sogar noch eine Schippe draufgelegt. Während Rom gerade kulturell und durch die schirr unfassbare Anzahl an alten Tempeln und römischen Anlagen, die von mir als Kind als sehr interessant geschätzte Zeit meines Namensvetters und der anderen Herrsche über das Imperium wiederbelebt, hat Venedig ein ganz eigenes Flair. Abends am Canal Grande zu sitzen und vorbeifahrenden Gondeln zu zu sehen, ist etwas, das wohl keine andere Stadt bieten kann.
Daher spreche ich hiermit auch auf die Gefahr hin, dass ihr dann eher enttäuscht sein werdet, eine absolute Empfehlung für Rom und Venedig aus.

Übrigens, wer das Spektakel um eine Papstaudienz sehen will, reist am besten an einem Mittwoch in das kleinste Land der Welt im Herzen Italiens Hauptstadt.“

Eis, Pizza und viel Liebe


„Für viele von uns, ist das stiefelige Land inmitten des Mittelmeers das Urlaubsziel schlechthin. Top Wetter, schmackhafte Mahlzeiten und wunderschöne Altstädte, das sind die Punkte, die ein Urlauber sich von einem Trip in den Süden erhofft.
Und? Italien enttäuscht nie.
Am Schluss blieb ich an jedem Ort länger als gedacht und verbrachte so beinahe zwei Wochen im Land ohne einen Fuß einmal in den Sand zu setzen.
Aber Julian, was hast du denn dann gemacht?
Nun, ich habe mir die schönen Städte angeschaut. Ob ich gemeinsam zu Besuch bei einem anderen Julian Mailand erkundete, dort in der anscheinend besten Eisdiele Basilikumeis genoss, oder in Rom morgens früh fast allein das Kolosseum fotografierte. Immer wieder konnte ich vor allem eines spüren: Dass Italien eine ganz eigene Atmosphäre hat, die sich beinahe einatmen lässt.

Während Mailand mir mehr wegen der Leute im Gedächtnis bleiben wird, war es neben Rom vor allem Venedig, das mich als Stadt verzauberte. Zu den beiden Städten werde ich mich wohl noch gesondert widmen. Aber auch die vierte Stadt, Bologna, hat mich nicht im Stich gelassen. Vor Jahren las ich mal im NEON einen Artikel darüber, dass Bologna ganz schön sein soll. Und mit ihren alten Gassen und den Stadtgeheimnissen (eines davon betrifft einen zu kleinen Penis) ist Bologna schon architektonisch jeden Besuch wert. Zu meinem Glück dachten das an diesem Wochenende auch beinahe alle Studentenclubs Italiens. So liefen nachts altertümlich verkleidete und singende Menschen und sammelten sich unter einem Torbogen. Während die einzelnen Gruppen sich mit Gesang bekämpften, wurde ich auf Wein und ein sehr nettes Gespräch eingeladen.

Neben den Städten waren es vor allem die kulinarischen Köstlichkeiten, die mir diese zwei Wochen schmackhaft machten. Jeden Tag ein Stück Pizza oder Caprese zum Mittagessen. Und vor allem Eis. So gerne ich auch manchmal ein Softeis habe, so müssen wir uns einfach eingestehen, dass nichts über ein in eine frische Waffel geschmiertes italienisches Eis geht.
Und so leid es mir manchmal tut, Vorurteile zu bestätigen, so ist es trotzdem schön zu sehen, wie offen Liebe auf den Straßen zu sehen ist. Wie schon John Paul Young sang: „Love is in the air.“ Auch und vor allem in Italien.“

Alte Beziehungen in Frankreich wiederbeleben

„Mit der französischen Sprache hatte ich in meiner Schulzeit zwei Beziehungen. Während der erste verteufelte ich die geschwollene Aussprache, die Ausnahmen bei Verben und alles, was mir sonst noch schwer fiel. Während der zweiten hingegen bekam ich den Knoten in der Zunge etwas gelockert.
Nun ist meine letzte Französischstunde bereits mehr als sieben Jahre her und so fällt mir noch in den Pyrenäen vor allem eines auf: Die lange Beziehungspause hat mir und meinem Französisch nicht so gut getan.
Nach den Pyrenäen bin ich bei Lisa und Ihrer Familie in Perpignan eingeladen, die mich rundum versorgen. Außer Lisa spricht keiner Englisch oder Deutsch und so muss ich auf mein Französisch zurückgreifen. Die ganze Woche über nutze ich jede Möglichkeit meine Sprachkenntnisse zu verbessern, bis ich auf einer Autofahrt nach Carcassonne eine Diskussion über Politik komplett auf Französisch bestreiten konnte.
Auch unabhängig von meinem kleinen Sprachkurs, habe ich mich in Frankreich immer wohl gefühlt mit Ausnahme des Morgens in Carcasonne, als mich meine Mitfahrgelegenheit gnadenlos stehen ließ, nachdem ich eine Stunde über Stock und Stein zu unserem Treffpunkt gerannt bin. So musste ich auf der Autobahn den Rückblenden hinterher winken. Ansonsten hat BlaBlaCar aber unglaublich gut funktioniert. Selbst in jeder kleinen Stadt, fährt beinahe stündlich jemand zu jedem Wunschort und der Preis ist unschlagbar. So konnte ich auch obiges Problem mit einmal trampen und einer neuen Mitfahrgelegenheit aus Toulouse gut umgehen.

Mein Plan sah vor, dass ich mich von Perpignan langsam am Mittelmeer entlang nach Italien durchschlage. Wie das mit Reiseplänen so ist, wurde aus einer geraden Linie mehr ein Zick-Zack-Kurs. Nach einem Abend in Montpeillier, an dem mir mein Gastgeber Go beibrachte und ich ihn prompt besiegte, fuhr ich wieder zurück, um mir die Burganlage in Carcasonne anzusehen. Kleiner Zwischenfakt: der Name stammt aus einer Legende, in der eine Königin die belagernden Feinde mit Schweinen beschießen lies, um so für den Eindruck zu sorgen, dass noch mehr als genug Vorräte vorhanden sind. Carcasonne ist aber auch ohne das Wissen um irgendwelche Legenden jede Reise wert. Immerhin sieht die Burg aus, wie der Originalprototyp aller Burgen, die ich mir als kleiner Junge vorstellte. Oder anders ausgedrückt: So als wäre man bei einem Freund, der zu Weihnachten alle Boxen vom Ritterburgenset von Playmobil bekommen hat (für Fans von Brettspielen und Vogelperspektiven: es sieht aus wie das Spiel).
Nachdem ich die kleinen Transportprobleme beseitigt hatte, traf ich tatsächlich in Marseille ein. Eigentlich wollte ich hier nur vorbeischauen, weil es in Asterix & Obelix Comic “Tour de France” ein Panel gibt, bei dem sie in Marseille sind. Aber seit Lissabon hat mich auf der Reise keine Stadt so begeistert wie diese. Abends streiften wir durch die Gassen des alternativen Viertels, in dem sich an jeder Hausfassade ein neues Graffitikunstwerk präsentiert. Mein Favorit: Ein Künstler, der an jeder Tür einen Bewohner des Hauses porträtiert hat.
Aber noch viel besser als dieses nette Viertel war dann die Nähe zum Meer. Der Fischmarkt, auf dem jeden Morgen ihr nachts gefangenen Fische verkauft werden. Aber vor allem mein Besuch auf der Insel Frioul.
Nur einige Kilometer von der Küste und 20 Minuten mit dem Boot entfernt ragen ein paar Felsen aus dem Wasser. Da ich in den Pyrenäen kaum Chancen hatte Fotos von den Sternen zu schießen, beschloss ich eine Nacht hier zu verbringen. Denn außer drei Häusern am Hafen, ist der Rest der Insel Naturschutzgebiet. Immer wieder kleine Buchten in denen man alleine baden kann.
Nachdem ich so den Nachmittag verbracht hatte, wollte ich im Hafen nur meinen Müll zurücklassen, wurde dann aber spontan von einer Segelgruppe zum Barbecue und Muscheln essen eingeladen. Nach einigen netten Gesprächen mit den Skippern und zwei Tauchern, verbrachte ich beinahe drei Stunden zwischen Steinbrocken und bewunderte den Sternenhimmel, bevor mein Akku den Geist aufgab. Zum Aufladen kam ich zurück in den Hafen, wo mich prompt ein anderer Segler, verkleidet als Mangafigur und auf Junggesellenabschied, auf sein Boot einlud, wo ich schlussendlich auch schlafen durfte, bevor ich morgens mit der Fähre zurück fuhr.

Es ist einfach immer wieder erstaunlich wie nett Menschen sind, gerade wenn sie nichts davon haben. Und meine Erfahrungen mit den Seglern beschäftigte mich am nächsten Tag nochmal. In Nizza suchte ich nämlich nach einem Hostel und wollte kurz vor dem Einchecken über das Internet nur kurz nachschauen, ob meine Couchsurfinganfragen angenommen wurden. Nein, das sei nicht gestattet. Internet sei nur für Gäste. Der Betreiber blieb so stur, dass ich schließlich ging und ein anderes Hostel wählte, bei dem mir am Eingang sogar ein Rabatt gewährt wurde, nachdem ich meine Erfahrungen mit der Konkurrenz schilderte.
Nizza gefiel mir mit seinem weißen Strand und dem blauen Meer trotzdem gut. Insbesondere der Brunnen, der mehr Nebel als Wasser sprüht, tat es mir sehr an. Nachdem ich dann meinen enttäuschenden Trip nach Monaco durchgeführt hatte, ging es endlich ab nach Italien. Daher dürft ihr gespannt sein auf Eis, Pizza und viele knutschende Italiener.“