Lasst es mich zu Anfang kurz machen. Nicht nur Kroatien hat mich mehr als überzeugt, sondern auch die anderen osteuropäischen Länder meiner Reise waren den Besuch mehr als wert.
Es mag daran liegen, dass diese Länder anders als Spanien oder Italien kaum als Reiseländer bei uns beworben werden und die Erwartungen daher eher niedrig gesteckt sind. Für mich lag es aber eher an den wunderschönen, vielseitigen Landschaften. Den netten Menschen, die mich so bereitwillig aufgenommen haben und mich immer wieder unterstützten. Beispielsweise der Kajakguide an der Grenze zwischen der Slowakei und Polen, der mir nach zwei Stunden Fahrt die Hälfte vom Preis erlassen hat. Einfach nur, weil er auch Spaß dabei hatte.
Aber ich greife etwas vor.
Nach meinem Segelturn in Kroatien, traf ich Hannah in Budapest. Die Zugfahrt dahin war zwar nicht sehr aufregend, aber um so chaotischer. Da nur ein Waggon tatsächlich bis nach Budapest fuhr und immer wieder an andere Züge angekoppelt wurde, sodass wir zwischendurch eine Stunde auf eine Lok warten mussten. Aber dafür hatte der Zug Wlan in der zweiten Klasse. Bei solchen Dingen oder auch, wenn man in Polen im Zug von Krakau nach Warschau ebenfalls in der zweiten Klasse einen kostenloses Snack und ein kostenloses Wasser bekommt.
Aber ich schweife ab.

Budapest ist eine klasse Stadt. Pubs und Restaurants in Häuserruinen. Ein Springbrunnen, der abends mit farbiger Beleuchtung zu Musik Tänze aufführt. Und vor allen Dingen vergleichsweise sehr billige Preise. Ist auf jeden Fall eine Reise wert. Ansonsten spielte ich noch eine Runde Pubquiz auf ungarisch in Fünfkirchen und fuhr einen Tag Kajak auf einem sehr ruhigen Fluss in Nordostungarn, bevor ich für ein Wochenende nach Poprad in die Slowakei fuhr.

Es gibt diese Orte, an denen auf einem Fleck alles konzentriert vorzukommen scheint. Die Gegend um Poprad rum, das Tatra-Gebirge zwischen Polen und der Slowakei, ist so ein Ort. Hier gibt es neben den wunderbaren Gipfeln mit entsprechenden Kletter- und Wanderrouten bis auf über 2000 Metern, Tropfstein- und Eishöhlen sowie Bären. Wenn man nur etwas weiterfährt kann man im anscheinend längsten Canyon Europas (vielleicht gibt es den Rekord auch nur, weil es für diese Länge noch ein Canyonmaßband gab) Wassersport betreiben. Und all das sieht auch noch wunderschön aus. Besonders spektakulär war für mich die zweite Wanderung im Gebirge, als ich unter freiem Himmel nur von den Sternen bedeckt auf 2000 Metern eine Nacht verbrachte und am Morgen die ersten Wanderer grüßend wieder abstieg.
Nach der bereits erwähnten Kajaktour und einem polnischen Räucherkäse (den ich zuerst für ein gefülltes Brötchen hielt) wollte ich eine weitere Nacht auf einem Miniberg in Polen verbringen. Trotz der Schwüle meinte der Kajakguide, dass der Wetterbericht nur Wolken anzeigen sollte. Daher beschloss ich die zwei Stunden Aufstieg auf mich zu nehmen. Als ich dann aber oben auf der Gipfelplattform aus Eisen mein Abendessen zubereite und es von dort im 50 Kilometer entfernten Tatra-Gebirge blitzen sah, wurde mir etwas mulmig. Zwar wurde es langsam zu dunkel für einen Abstieg durch den Wald, aber etwas weiter unten konnte ich mein Zelt doch an einer besseren Stelle aufschlagen. Die nächsten 45 Minuten, die es so aussah, als ob das Gewitter von allen Seiten auf diesen einen Berg zuhalten würde, verbrachte ich in Hocke auf meiner Isomatte vor dem Zelt. Doch gerade als ich schon mit dem Schlimmsten rechnete, verschwanden die Wolken in alle Richtungen und hinterließen einen sternenklaren Himmel. Was war ich froh am nächsten Morgen durch den Nebel das Sonnenlicht zu sehen.
Wie bereits Budapest, bestach auch Krakau durch seine Altstadt und den unglaublich guten Barbier, bei dem ich mir meinen ersten anständigen Haarschnitt seit Beginn der Reise holte, bevor es weiter nach Warschau ging.
Dazwischen besuchte ich die Gedenkstätten rund um das ehemalige KZ Auschwitz. Das war mit Abstand der bewegendste Besuch meiner ganzen Reise. An einem solchen Ort tatsächlich zu stehen und ihn mit eigenen Augen zu sehen, verdeutlicht die Schrecken der Nazi-Herrschaft und macht klar, dass wir alle unser Möglichstes tun sollten, dass so etwas nicht noch einmal geschieht. Etwas schade fand ich es daher auch, dass unser Guide das schöne Symbolbild von zwei indischen Kindern zerstörte, die friedlich auf den Bahngleisen spielten.
Die problematische Geschichte Polens wurde mir auch in Warschau von meinem Gastgeber näher gebracht, der sich mehrmals darüber Beklagte wie stark die polnische Kultur und Wirtschaft dich unter der Herrschaft der Nazis und der Roten Armee gelitten habe.
Ich muss gestehen, dass ich mir von Warschau nicht besonders viel angesehen habe. Eigentlich habe ich die Zeit in der Stadt größtenteils damit verbracht mit einem gemieteten Segway durch die Gegend zu cruisen. Und das hat unglaublich großen Spaß gemacht.
Von Warschau aus fuhr ich mit einer sehr netten Mitfahrgelegenheit nach Berlin, um hier ein paar Dinge zu erledigen und Impfungen zu bekommen. Doch zunächst fuhren Hannah und ich noch nach Stettin. Die ersten paar Stunden mit dem Fahrrad und nach einem geplatzten Reifen und einer kurzen Transaktion dann mit dem Bus. Zum Abschluss eines gelungen Tages verbrachten wir im Berliner Umland eine Nacht im Zelt. Und wie bereits meine gesamte Zeit in Osteuropa, so brachte es dieser Tag doch noch einmal auf den Punkt: Du musst nicht weit reisen, um Neues zu sehen.