„Mit der französischen Sprache hatte ich in meiner Schulzeit zwei Beziehungen. Während der erste verteufelte ich die geschwollene Aussprache, die Ausnahmen bei Verben und alles, was mir sonst noch schwer fiel. Während der zweiten hingegen bekam ich den Knoten in der Zunge etwas gelockert.
Nun ist meine letzte Französischstunde bereits mehr als sieben Jahre her und so fällt mir noch in den Pyrenäen vor allem eines auf: Die lange Beziehungspause hat mir und meinem Französisch nicht so gut getan.
Nach den Pyrenäen bin ich bei Lisa und Ihrer Familie in Perpignan eingeladen, die mich rundum versorgen. Außer Lisa spricht keiner Englisch oder Deutsch und so muss ich auf mein Französisch zurückgreifen. Die ganze Woche über nutze ich jede Möglichkeit meine Sprachkenntnisse zu verbessern, bis ich auf einer Autofahrt nach Carcassonne eine Diskussion über Politik komplett auf Französisch bestreiten konnte.
Auch unabhängig von meinem kleinen Sprachkurs, habe ich mich in Frankreich immer wohl gefühlt mit Ausnahme des Morgens in Carcasonne, als mich meine Mitfahrgelegenheit gnadenlos stehen ließ, nachdem ich eine Stunde über Stock und Stein zu unserem Treffpunkt gerannt bin. So musste ich auf der Autobahn den Rückblenden hinterher winken. Ansonsten hat BlaBlaCar aber unglaublich gut funktioniert. Selbst in jeder kleinen Stadt, fährt beinahe stündlich jemand zu jedem Wunschort und der Preis ist unschlagbar. So konnte ich auch obiges Problem mit einmal trampen und einer neuen Mitfahrgelegenheit aus Toulouse gut umgehen.

Mein Plan sah vor, dass ich mich von Perpignan langsam am Mittelmeer entlang nach Italien durchschlage. Wie das mit Reiseplänen so ist, wurde aus einer geraden Linie mehr ein Zick-Zack-Kurs. Nach einem Abend in Montpeillier, an dem mir mein Gastgeber Go beibrachte und ich ihn prompt besiegte, fuhr ich wieder zurück, um mir die Burganlage in Carcasonne anzusehen. Kleiner Zwischenfakt: der Name stammt aus einer Legende, in der eine Königin die belagernden Feinde mit Schweinen beschießen lies, um so für den Eindruck zu sorgen, dass noch mehr als genug Vorräte vorhanden sind. Carcasonne ist aber auch ohne das Wissen um irgendwelche Legenden jede Reise wert. Immerhin sieht die Burg aus, wie der Originalprototyp aller Burgen, die ich mir als kleiner Junge vorstellte. Oder anders ausgedrückt: So als wäre man bei einem Freund, der zu Weihnachten alle Boxen vom Ritterburgenset von Playmobil bekommen hat (für Fans von Brettspielen und Vogelperspektiven: es sieht aus wie das Spiel).
Nachdem ich die kleinen Transportprobleme beseitigt hatte, traf ich tatsächlich in Marseille ein. Eigentlich wollte ich hier nur vorbeischauen, weil es in Asterix & Obelix Comic “Tour de France” ein Panel gibt, bei dem sie in Marseille sind. Aber seit Lissabon hat mich auf der Reise keine Stadt so begeistert wie diese. Abends streiften wir durch die Gassen des alternativen Viertels, in dem sich an jeder Hausfassade ein neues Graffitikunstwerk präsentiert. Mein Favorit: Ein Künstler, der an jeder Tür einen Bewohner des Hauses porträtiert hat.
Aber noch viel besser als dieses nette Viertel war dann die Nähe zum Meer. Der Fischmarkt, auf dem jeden Morgen ihr nachts gefangenen Fische verkauft werden. Aber vor allem mein Besuch auf der Insel Frioul.
Nur einige Kilometer von der Küste und 20 Minuten mit dem Boot entfernt ragen ein paar Felsen aus dem Wasser. Da ich in den Pyrenäen kaum Chancen hatte Fotos von den Sternen zu schießen, beschloss ich eine Nacht hier zu verbringen. Denn außer drei Häusern am Hafen, ist der Rest der Insel Naturschutzgebiet. Immer wieder kleine Buchten in denen man alleine baden kann.
Nachdem ich so den Nachmittag verbracht hatte, wollte ich im Hafen nur meinen Müll zurücklassen, wurde dann aber spontan von einer Segelgruppe zum Barbecue und Muscheln essen eingeladen. Nach einigen netten Gesprächen mit den Skippern und zwei Tauchern, verbrachte ich beinahe drei Stunden zwischen Steinbrocken und bewunderte den Sternenhimmel, bevor mein Akku den Geist aufgab. Zum Aufladen kam ich zurück in den Hafen, wo mich prompt ein anderer Segler, verkleidet als Mangafigur und auf Junggesellenabschied, auf sein Boot einlud, wo ich schlussendlich auch schlafen durfte, bevor ich morgens mit der Fähre zurück fuhr.

Es ist einfach immer wieder erstaunlich wie nett Menschen sind, gerade wenn sie nichts davon haben. Und meine Erfahrungen mit den Seglern beschäftigte mich am nächsten Tag nochmal. In Nizza suchte ich nämlich nach einem Hostel und wollte kurz vor dem Einchecken über das Internet nur kurz nachschauen, ob meine Couchsurfinganfragen angenommen wurden. Nein, das sei nicht gestattet. Internet sei nur für Gäste. Der Betreiber blieb so stur, dass ich schließlich ging und ein anderes Hostel wählte, bei dem mir am Eingang sogar ein Rabatt gewährt wurde, nachdem ich meine Erfahrungen mit der Konkurrenz schilderte.
Nizza gefiel mir mit seinem weißen Strand und dem blauen Meer trotzdem gut. Insbesondere der Brunnen, der mehr Nebel als Wasser sprüht, tat es mir sehr an. Nachdem ich dann meinen enttäuschenden Trip nach Monaco durchgeführt hatte, ging es endlich ab nach Italien. Daher dürft ihr gespannt sein auf Eis, Pizza und viele knutschende Italiener.“