„Es ist sehr erstaunlich wie stark unser Bild durch Medien und Werbung gesteuert wird. Wer gelesen hat, was ich zu Portugal schrieb, wird merken, dass ich mich gleich etwas wiederhole, aber meine Vorstellung von Spanien war genau dadurch geformt.
Wie viele, kenne ich insbesondere das mediterrane Spanien, das durch viel Orange und Büsche dominiert wird, nicht aber den Norden. Nun hielt ich mich aber gerade dort auf.
Ich kann verstehen, warum der spanische Tourismus auf den Süden setzt. Der Norden ist doch etwas verregnet. Nicht umsonst hörte ich immer wieder den Vergleich zu England und Irland. Übrigens soll auch der Dudelsack ursprünglich von hier kommen.
Der Regen sorgt aber dafür, dass alles wunderschön und voller Bäume und Wiesen ist. Hier konnte ich direkt von einer Wiese über helle Klippen auf den Strand klettern und mir eine leichte Brise um die Nase wehen lassen.
Von Porto aus reiste ich über Pontevedra nach Santiago De Compostella. Pontevedra war ein spontaner Besuch, der sich definitiv gelohnt hat. Neben der wunderschönen Altstadt bietet die kleine Stadt einen neu angelegten Park, der nahtlos in ein Waldstück übergeht, in dem man einen kleinen Wasserfall beobachten kann.
Santiago hat ebenfalls eine sehr nette Altstadt, aber man merkt, wie stark die Stadt durch die Pilger und die Universität geformt wurde. Ich muss gestehen, dass mich die Art und Weise wie das Pilgern hier als Massentourismus aufgezogen ist etwas verstörte. An allen Ecken werden Muscheln und Stöcke verkauft und es ist mir nicht so ganz schlüssig, was für Beweggründe manche hier hertreibt. Mein Host in Santiago erzählte mir beispielsweise, dass manche Unternehmen Reisen anbieten, bei denen sie das Gepäck jeden Tag im Auto transportieren und die Pilger ganz entspannt den Pfad entlang spazieren kann. Santiago ist aber auch gefüllt mit kleinen Geschichten. Ein metallener Baum, der Studenten bei der Studiumswahl helfen soll; Statuen von zwei Witwen, die mit viel Witz und guter Laune die Stadt bereichert haben sollen oder die Atlas-Statue, bei der man sagt, dass sie die Weltkugel solange trägt, bis eine Jungfrau mit Universitätsabschluss unten vorbeigeht.
Von Santiago aus besuchte ich einige Städte an der Nordküste. Alle mit schönen langen Stränden in der Mitte der Stadt. Größtenteils hatte ich sogar Glück mit dem Wetter und könnte etwas Sonne abbekommen, während ich tolle Bekanntschaften machen wie den Spanier, der mir auf dem Campingplatz mein wegfliegendes Zelt gerade noch aufhalten konnte oder den Freund von meinem Host in Santander, der aussah wie der Kapitän von Tim & Struppi. Zum Abschluss der Nordküste schlief ich spontan eine Nacht am Strand in San Sebastian, nachdem ich den Bus nach Barcelona erst am Morgen nehmen konnte.
Und dann kam Barcelona. Lasst mich das vorweg sagen:
Für eine Städtereisen ist die Stadt sicherlich zu empfehlen.
Ich war leider etwas enttäuscht. Vielleicht habe ich die schönen Ecken übersehen, vielleicht war das Wetter doch zu wolkig oder ich bin zu viel gelaufen und habe deswegen zu viel der stark befahrenen Straßen gesehen. Auf jeden Fall konnte Barcelona einfach nicht mithalten mit den kleineren Städten im Norden, die ebenfalls einen Strand haben.



Dafür konnte ich bewundern, wie die Spanier Beachvolleysoccer spielten (falls jemand den richtigen Namen kennt, kläre er mich bitte auf). Und insbesondere ließ ich mich von der Sagrada Familia beeindrucken. Das ist definitiv ein Ort, an dem viele Leute eine spirituelle Erfahrung machen. Zwar ist der Eintritt unglaublich hoch, aber, ich hätte mich wohl in die Hand gebissen, wäre ich nicht hineingegangen.
Da die Wettervorhersage verkündete, dass es in den nächsten Tagen in den Pyrenäen viel Sonne und kaum Regen haben werde, fuhr ich am letzten Tag in Spanien an den Rand der Berge und übernachtete in einem kleinen Hotelzimmer mit Blick auf die Berge.

Wie ich dann aber die Grenze nach Frankreich überquerte, ja das, das ist eine andere Geschichte.“